Geschichte, Architektur

Die Bekenntniskirche in Berlin-Treptow

von Paulus Hecker

Baugeschichte (Vorlauf)

Noch Ende des 19. Jahrhunderts war das Gemeindegebiet der Ev. Kirchengemeinde Berlin-Treptow im Wesentlichen Wald. Es diente den Berlinerinnen und Berlinern als Ausflugsziel. 1876 lebten in den heutigen Ortsteilen Alt-Treptow, Plänterwald und Baumschulenweg, auf deren Gebiet die Landgemeinde Treptow gegründet wurde, weniger als 600 Menschen. Die kirchliche Versorgung übernahm die Gemeinde Stralau-Rummelsburg. Durch die zügige Industrialisierung und das Bevölkerungswachstum im Berliner Umland wurde die Frage immer drängender, ob man der Treptower Bevölkerung nicht den Weg über die Spree ersparen könne, indem man in der Landgemeinde Treptow eine Gottesdienststätte einrichtet. 1893 wurde der Kirchengemeinde dann ein Raum in einer Schule zur gottesdienstlichen Nutzung zugewiesen. Diese Schule befand sich in der Neuen-Krug-Allee auf dem Gelände des Treptower Rathauses. 1901 kam dann ein Gottesdienstraum in der Alten Schule am Baumschulenweg hinzu. Die pfarramtliche Versorgung wurde aber immer noch von der Gemeinde Stralau-Rummelsburg aus organisiert. Erst 1905 wurde die Ev. Kirchengemeinde Treptow unabhängig. Ihre erste Kirche hat die Gemeinde dann an der Baumschulenstraße gebaut. Die Kirche zum Vaterhaus wurde im Jahre 1911 in Dienst genommen. Für den nördlichen Gemeindeteil im heutigen Ortsteil Alt-Treptow ergaben sich dadurch weite Wege zur eigenen Kirche, so dass bald eine zweite Kirche in diesem Gemeindeteil gefordert wurde. 1920 war die Landgemeinde Treptow in den Berliner Bezirk Treptow übergegangen, was die Probleme eher noch verschärfte, wie aus der Urkunde zur Grundsteinlegung der Bekenntniskirche hervorgeht:

Auch der Berliner Ortsteil [gemeint ist Alt-Treptow] bei seiner damals bereits 12.000 übersteigenden Einwohnerzahl empfand das Fehlen eines Gotteshauses um so bitterer, als infolge der Nähe der Berliner Kirchen eine Zersplitterung drohte. Die Wiener und die Schlesische Brücke waren zu bequeme Verbindungen zu den Nachbarkirchen, als daß viele unserer Gemeindeglieder der Versuchung widerstehen konnten, in diese Nachbarkirchen zu gehen, dort sich trauen, ihre Kinder taufen und einsegnen zu lassen, anstatt ihre Schritte in die, in der Gemeindeschule Bouchéstraße zum Betsaal eingerichtete, Turnhalle zu lenken, wo es keine Orgel gab und keine Glocken riefen, oder nach der so weit entfernten Kirche „Zum Vaterhaus“ nach Baumschulenweg zu fahren.

Es stellte sich als nicht ganz einfach heraus, ein geeignetes und bezahlbares Grundstück für ein neues Kirchengebäude zu finden. Seit 1918 fehlte auch die kaiserliche Patronage für Kirchenbauten. Erst im Jahr 1929 konnte die Gemeinde das Gelände in der Plesser Straße erwerben. Die Pläne für den Kirchbau und die Bauausführung lagen in der Hand des Leiters des kirchlichen Bauamtes beim Konsistorium Dr. Curt Steinberg. Steinberg schuf mit der Bekenntniskirche ein Gebäude, das sich an klassische Kirchbauformen anlehnt (die Bekenntniskirche ist eine Saalkirche mit einer traditionellen Aufteilung in Vorraum, Kirchsaal und Altarraum) und diese mit moderneren, expressionistischen Formen verbindet. Im Fall der Bekenntniskirche entwickelte er auch ein multifunktionales Gebäude, dass allen Bereichen gemeindlicher Arbeit Raum bieten sollte. Das Richtfest fand am 9. August 1930 statt, am 16. August 1931 wurde die Kirche ihrer Bestimmung übergeben. Die Ev. Kirchengemeinde Berlin-Treptow hatte nun zwei Kirchen, die Kirche zum Vaterhaus und die Bekenntniskirche. Erst im Jahre 1948 wurde die Kirchengemeinde Berlin-Baumschulenweg eigenständig. Der heutige Ortsteil Plänterwald wurde am Dammweg geteilt. Der Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum der Bekenntniskirche ist zu entnehmen, dass die Schulden, die die Gemeinde zum Bau der Kirche machen musste, erst 1980 endgültig abbezahlt wurden.

Das Gebäude

Die Bekenntniskirche ist von Anfang an als Kirche, Gemeindehaus und Wohnhaus konzipiert. Diese Entscheidung war sicher auch dem vorhandenen Platz geschuldet und findet sich bei vielen Kirchen, die sich in die Berliner Blockrandbebauung einfügen mussten. Die Fassade gliedert sich in drei Teile, den beiden Seitentrakten mit den Wohn- und Gemeinderäumen und den zentralen Gebäudeteil, der direkt in den Kirchsaal führt. Die Fassade wird durch die beiden Treppenhäuser, die in die Glockenstühle mit den aufgesetzten Metallkreuzen übergehen, in drei Teile geteilt. Diese Dreiteilung, die im Inneren des Gebäudes nicht auf allen Stockwerken eingehalten ist, wird noch durch die Spannung zwischen vertikalen und horizontalen Elementen betont. Die Treppenhäuser mit ihren durchgehenden Fensterbändern und der Verlängerung in die Turmaufsätze streben in die Höhe. Diese Bewegung findet in der Gestaltung der Mittelfassade ihre Entsprechung. Die schlanken Halbpfeiler scheinen die Dachkante zu durchbrechen und auch die schmalen Fenster, deren Höhe nach oben hin abnimmt, richten den Blick nach oben. Rechts und links der Treppenhäuser betonen die breiten Halbpfeiler, die breiteren Fenster und der klare Abschluss durch die Dachkante die Horizontale. Die Seitenhäuser sind auch etwas niedriger als die Mitte. Das Gebäude macht sich breit. Die Fassade der Bekenntniskirche ist mit dunkelroten Keramikplatten verkleidet, die Schmuckelemente der Fassade sind aus Klinker in ähnlichen Farbtönen. Das Gebäude hat fünf Eingänge, zwei Toreinfahrten an den Außenseiten des Gebäudes, die Eingangstüren zu den beiden Treppenhäusern und das zentrale Kirchenportal, über dem das Mosaik mit dem Kirchennamen steht. Das Portal ist doppelt so hoch wie die anderen Eingänge und nimmt fast die ganze Breite zwischen den Treppenaufgängen ein. Das rechteckige Portal ist mit schmückenden Reliefelementen ausgestaltet, die im Innenraum in der Gestaltung der Kanzel wieder aufgenommen werden und dort erklärt werden sollen. Hinter dem Portal öffnet sich eine ins Haus gezogene Freitreppe, die zur Eingangstür des Kirchenvorraums führt. Die Kirche erstreckt sich auf der Höhe des ersten Stockwerks in den Hofraum. Insgesamt drängt sich beim Betrachten der Bekenntniskirche mit ihrer dunklen Farbe, den hinter die Fassade gezogenen Eingängen und der Aufteilung der Eingänge der Eindruck eines wehrhaftes Stadttores auf.

Die Nebenräume

Durch die Verlegung des Kirchsaals in den ersten Stock entsteht unter der Kirche der Raum für den Gemeindesaal, der genauso groß ist wie die Kirche.

Der Rechteckchor ist hier als Bühne ausgebildet. In diesem Gemeindesaal steht seit 1980 eine Orgel aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Diese stammt aus der ehemaligen Dorfkirche in Lieske (seinerzeit Bezirk Cottbus, Landkreis Spremberg). Sie wurde nach Instandsetzung des Werkes 1978/80 hier aufgestellt und nach umfangreicher Restaurierung in der Potsdamer Orgelwerkstatt Schuke 2001 wieder eingeweiht.

Der Gemeindesaal ist über die beiden Treppenhäuser zu erreichen, in den Seiten befinden sich auch die Küche und die Toiletten. Ebenfalls in den Seitenhäusern befinden sich neben den Wohnungen auch die Gemeinderäume (Büro, Kinder-, Chor- und Gemeinderaum, die Bücherstube und die Wärmestube, eine Notübernachtung für wohnungslose Menschen). Durch die Höhe des Gemeindesaales ergibt sich für den Mittelteil und die Seiten des Gebäudes eine unterschiedliche Stockwerksaufteilung, so dass die Räume in den Seiten ihre Eingänge zunächst auf halber Treppe haben. Erst im dritten Stock, unter dem die Kirche abschließt, kommen die beiden Gebäudeteile wieder zusammen.

Die Kirche

Hat man die Eingangstreppe erstiegen und den Kirchenvorraum betreten, gibt es, bis auf die zwei Stufen, die zum Altar hin führen, keine Stufen mehr. Natürliches Licht kommt in den Vorraum nur über die geöffneten Türen und ein schmales Band von Buntglasfenstern, die zum Kirchsaal hin liegen. Die Bekenntniskirche ist ein Saalbau mit weit herunter gezogener Orgelempore. Die Orgel wurde 1993/94 von der Firma Sauer aus Frankfurt/Oder gebaut. Sie besitzt zwei Manuale und Pedal, eine mechanische Traktur und ist in der Disposition an die französische Art angelehnt.
Die volle Höhe des Raumes erschließt sich der Betrachterin oder dem Betrachter erst, wenn sie oder er unter der Empore hervortritt. An den Seiten findet sich die Holzverkleidung der inzwischen ungenutzten Heizkörper. Die Wände werden durch Klinkerpfeiler und dazwischen liegende Rechteckfenster (fast in Raumhöhe) gebildet. Die Deckengestaltung betont die Längsachse der Kirche. Nach einem zum Boden gezogenen Spitzbogen schließt sich ein quer angelegter, rechteckiger Altarraum an. Der Altar steht auf zwei Stufen erhöht und ist fest mit dem Gebäude verbaut. Ebenso wie die Wände des Altarraums wird auch er durch geklinkerte Halb- und Eckpfeiler strukturiert. Ein wesentliches Gestaltungselement der Bekenntniskirche ist das Licht. Die Kirche musste aufgrund der Lage des Bauplatzes nach Norden ausgerichtet werden und konnte nicht, wie im traditionellen Kirchenbau üblich, nach Osten ausgerichtet werden. Daher spielen die warmen Farben der Seitenfenster (im Wesentlichen Braun- und Ockertöne), die am Vormittag und am Nachmittag direktes Sonnenlicht bekommen, für die Wirkung der Kirche eine große Rolle. Die westlichen Seitenfenster sind aus Kathedralglas (strukturiertes Ornamentglas) und stammen noch im Wesentlichen aus der Bauzeit der Kirche. Die Fenster auf der Ostseite wurden 1945 zerstört. Nach dem Krieg wurden diese Fensteröffnungen zunächst zugemauert und erst später ersetzt (allerdings nicht mit Kathedralglas). Die zentralen Fenster im Altarraum erhalten, da sie nach Norden zeigen, kein direktes Sonnenlicht, was ihre Wirkung etwas beeinträchtigt (s.u.).

Mosaiken, Taufstein, Kanzel, Altarraumfenster

Neben dem Schriftzug Bekenntniskirche, der sich über dem Haupteingang befindet, gibt es noch vier Mosaiken im Gebäude selbst. An den Seitenwänden der Eingangstreppe findet man, wenn man die Treppe hinauf geht, rechts die Widmungsinschrift mit dem Hinweis auf den Bau des Gebäudes zur 400-Jahrfeier des Augsburgischen Bekenntnisses, was der Kirche auch ihren Namen gab, und rechts eine Gedenkinschrift für die Gefallenen des ersten Weltkrieges. Beim Betreten des Kirchsaals fallen einem die beiden großen Mosaike der Reformatoren Luther und Melanchthon auf, links und rechts vom Altarraumbogen an der Vorderwand des Kirchsaals. Beide sind im Gelehrtenmantel dargestellt mit einer Bibel in der Hand und beiden ist ein kurzer Spruch des Lutherliedes: Ein feste Burg ist unser Gott, der „protestantischen Marseillaise“ (Robert Leicht), zugeordnet. Auf Luthers Seite findet sich der Titel des Liedes und auf Melanchthons Seite die erste Zeile aus der vierten Strophe: Das Wort sie sollen lassen stahn. Beide Sprüche des Liedes, das 1529 – ein Jahr vor Überreichen des Augsburgischen Bekenntnisses – entstanden ist, reflektieren die beginnenden konfessionellen Kämpfe zwischen den Anhängern der Reformation und der römisch-katholischen Fraktion im 16. Jahrhundert. Luthers rechte Faust ruht auf der Bibel, als wolle auch er auf dem Spruch, der Melanchthon zugeordnet wurde, bestehen. Die Darstellung des Melanchthon, entsprechend der Tradition schlanker, zurückhaltender, in sich gekehrt und mit einer viel kleineren (Studier-)Bibel in den Händen, spiegelt die Vorstellung wieder, wonach Luther die emotionale Triebfeder der Reformation gewesen sei, Melanchthon ihr rationaler Kopf.

Welche Bedeutung haben diese beiden Mosaike und ihre Sprüche in der Geschichte der Gemeinde entwickelt? Der Eindruck, dass diese Kirche eine „feste Burg“ sein will, hat sich schon in der Architektur angedeutet, hier, vor dem Übergang in den Altarraum, wird es explizit ausgesprochen. Die beiden Sprüche wirken fast wie eine Ansage an die Zeiten, die die Kirche bald nach ihrem Bau erleben sollte, der Kirchenkampf in der Zeit des Nationalsozialismus und die Auseinandersetzung mit dem SED-Staat. War die Kirche eine feste Burg Gottes für die Gemeinde und hat die Gemeinde an dem biblischen Wort gegen die Anfeindungen und die versuchten Verfälschungen festgehalten? Die Beiträge in dieser Festschrift zeigen, dass die Gemeinde sich durchaus in die Auseinandersetzung der Zeit begeben hat, immer begleitet von der manchmal notwendigen Ermahnung der beiden Reformatoren.

Im Übergang zwischen Kirchenschiff und Apsis befinden sich der Taufstein und die Kanzel. Beide sind aus Gusskeramik und entsprechen in Material und Farbton (allerdings dunkler) der Wand- und Fassadengestaltung. Sie stammen aus der Zeit des Kirchbaus und sind nicht beweglich. Die Kanzel ist ein übermannshoher achteckiger Zylinder ohne Schalldeckel, der in den Spitzbogen eingebaut ist. Der Zugang liegt an der vom Kirchsaal abgewandten Seite, erfolgt aber aus dem Altarraum und nicht durch die Sakristei. Die sichtbaren Seiten und Kanten der Kanzel sind mit Reliefen geschmückt. An den Kanten wiederholen sich die Symbolkacheln, die sich bereits am Portal fanden:

  • A und W: Alpha und Omega; der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets – Symbole für Gott und für Christus, der Anfang und Ende ist, wie zum Beispiel in Offenbarung 22,13.
  • Die Weinrebe und ein Kelch mit Kreuz als Hinweis auf Wein und Saft beim Abendmahl und auf das Jesuswort vom Weinstock und den Reben (Johannes 15,1–5).
  • Die Ähre als Hinweis auf das Brot beim Abendmahl. Im Neuen Testament sind Ähren auch Symbol für das wachsende Gottesreich (Markus 4,26–29) und die Auferstehung (Johannes 12,24).
  • X und P: Die griechischen Buchstaben Chi und Rho, also die Anfangsbuchstaben des Titels Christus.

Neben diesen alten christlichen Symbolen finden sich noch Blumendarstellungen und Kreuze. Die Seiten der Kanzel werden durch Darstellungen der geflügelten Symbolfiguren der vier Evangelisten (der Mensch: Matthäus – der Löwe: Markus – der Stier: Lukas – der Adler: Johannes) geschmückt. An der Stirnseite (unter dem Kanzelpult) ist ein Kreuz mit Dornenkrone. Die obere Kachelreihe trägt geflügelte Puttenköpfe. Eine Holzverkleidung und das Lesepult bilden den Abschluss. Der ebenfalls achteckige Taufstein (vom Kirchsaal aus gesehen links) steht auf vier Akanthusblättern, die aus einer Basis entspringen und in deren Schwünge Symbole eingearbeitet sind (Stern, Kreuz, Blumen). An den Seiten des Taufsteins finden sich wieder Puttenköpfe (diesmal allerdings ungeflügelt[1]). Die Umschrift an der Taufsteinoberseite lautet: Lasset die Kindlein zu mir kommen. Gemeinsam mit dem Altar weisen Taufstein und Kanzel auf Taufe, Abendmahl und Predigt hin. Damit sind die beiden Sakramente (Taufe und Abendmahl) und die Predigt, die in der evangelischen Theologie fast die Bedeutung eines Sakraments erhalten hat, im Kirchenbau sehr nah zusammen.

Kanzel und Taufstein zeigen beispielhaft die Gestaltungsidee, die dem ganzen Bau zugrunde liegt. Traditionelle Elemente des Kirchenbaus und der christlichen Bildgestaltung werden aufgenommen und in Material und Ausführung modern interpretiert. Gleichzeitig präsentiert sich die Kirche bis in die Materialwahl als architektonisch, künstlerische Einheit. Die klare Symmetrie und die frontale Ausrichtung des Raumes, die kaum beeinflussbar ist, schafft eine konzentrierte Stimmung.

Das zentrale Kunstwerk der Kirche sind die fünf Altarraumfenster. Sie bilden den Fluchtpunkt des Blickes in der streng symmetrischen Architektur und übernehmen die Funktion des Altarbildes. Die Glasmalereien entstanden nach Entwürfen von Helena Starck um 1946. Die Altarfenster aus der Bauzeit wurden am 14. April 1945 durch einen Fliegerbombeneinschlag völlig zerstört. Aussagekräftige Darstellungen oder gar Fotografien der Originalfenster sind in der Gemeinde, soweit mir bekannt, nicht erhalten geblieben. Nur eine Beschreibung aus dem Jahre 1936, die im Gemeindeblatt der Kirchengemeinde veröffentlicht wurde, haben wir von den Originalfenstern:

Hinter dem Altar sehen wir das große Fensterbild mit dem Heiland, dessen durchdringender Blick jeden Beschauer trifft. Das aufgeschlagene Buch, das er in den Händen hält, zeigt wieder das A und das O. Die Gestalt links vom Heiland trägt das Brot und die rechte den Kelch des Abendmahls. Die beiden äußeren Figuren tragen die Marterwerkzeuge der Passion Jesu. Die linke trägt die Geißel, mit der man ihn schlug. Die Gestalt rechts außen hält in ihren Händen die Dornenkrone, die man dem Herrn aufs Haupt setzte, und den Speer, den man seinem Leichnam in die Seite stieß. Unter diesen vier Gestalten finden sich in den Fenstern noch kleinere Darstellungen in blauer Farbe. Es sind die Wappenbilder der vier Evangelisten.

Helena Starck hat in ihrer Ausarbeitung des Altarfensters auf die vier Personen in den schmaleren Seitenfenstern verzichtet. Das zentrale Altarraumfenster zeigt Christus als Auferstandenen. Der um die Figur gelegte Bibelspruch:Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Matthäus 28,20), deutet darauf hin, dass Christus im Moment seiner Himmelfahrt dargestellt ist, in dem er seine Jünger verlässt und ihnen den Auftrag zur Verkündigung und seinen Segen gibt. Die vorherrschende Farbe des Fensters ist Violett, die Farbe des Leidens und der Passion. Das Gewand Christi besteht im Wesentlichen aus blauen und roten Feldern. Rot ist die Farbe des Heiligen Geistes, Blau ist die Farbe der Maria. Die Worte des Apostolischen Glaubensbekenntnisses klingen an: Ich glaube an Jesus Christus […] empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria. In Gold, der Farbe des auferstandenen Christus, erscheinen die Schrift in der Hand und das Kreuz im Heiligenschein. Über der Christusfigur finden sich das Alpha und das Omega (s.o.) und die drei verschränkten Ringe als Zeichen der Trinität.

Christus blickt die Gemeinde direkt an, die sich in der Situation befindet, in der sich die Jünger Jesu befanden. Der Auferstandene fährt zum Himmel, seine Gegenwart ist nicht mehr greifbar und doch bleibt sein Auftrag und sein Segen bei der Gemeinde. Der Akzent der Darstellung liegt durch die Auswahl des letzten Teils des sogenannten Taufbefehls (Matthäus 28,18–20) als Begleitspruch auf der Gegenwart Christi und auf seinem Trost. Hierher kann die Gemeinde kommen. Das Leiden bildet den Hintergrund, aber die Christusfigur tritt aus dem Leiden heraus. So sind seine Kreuzesmahle, wie man sie aus der traditionellen Darstellung des Auferstandenen kennt, wenn überhaupt, nur leicht angedeutet, die Brustwunde ganz verdeckt.

Wenn man die fünf Fenster ganz in den Blick nimmt, stellt man fest, dass die Farbe violett nach außen hin stark abnimmt, neue Farben kommen hinzu, Grün- und vor allem Brauntöne bestimmen das Bild, vielleicht die Farben der Welt. Die klare Gliederung und Ordnung durch die Quadrate im zentralen Fenster nimmt ab. Nur noch das Gold und das Blau, das auch in dem Violett des Hauptfensters eingesprenkelt ist, setzen sich nach außen fort. Gebrochene und immer wieder brechende goldene Strahlen gehen von der Christusfigur aus. Das Gold der Bibel und des Kreuzes strebt nach außen, strahlt in die Welt. Ebenso wie konzentrische Kreise als Wellen von Christus nach außen streben. Das Bild entwickelt Dynamik, die von Christus ausgeht. Das Blau mag hier das Wasser der Taufe sein, mit dem Menschen durch die Zeit als Jüngerinnen und Jünger Anteil an dem lebendigen Wasser bekommen, das von Christi Leiden ausgeht (Johannes 4,10 und Offenbarung 21,6).


[1] Man wird vorsichtig sein müssen, das Fehlen der Flügel bei den Putten am Taufbecken zu interpretieren. Meines Erachtens lässt sich hier kein Hinweis auf die Kindertaufe, die ja in der evangelischen Kirche immer noch die üblichere Form der Taufe ist, konstruieren. Ich glaube vielmehr, dass es dem Architekten darauf ankam, die Kopfgröße der Putten an Kanzel und Taufstein gleich zu halten. Dadurch fehlt auf den kleineren Seiten des Taufsteins aber der Platz für die Flügel.

Revolutionsstele vor der Bekenntniskirche

Berlin war ein Zentrum der Revolution von 1989/90. Da viele der damaligen Ereignisse im öffentlichen Stadtraum heute schwer nachzuvollziehen sind, hat die Robert-Havemann- Gesellschaft im Jahr 2009 21 historische Orte mit Erinnerungs- und Informationsstelen kenntlich gemacht. Diese Revolutionsstelen markieren Orte im Osten wie im Westen Berlins. Eindrucksvolle Fotos, kurze Erläuterungstexte und Audiobeiträge, hörbar in acht Sprachen, lassen Geschichte am authentischen Ort lebendig werden.
Das Projekt „Revolutionsstelen“ der Robert-Havemann-Gesellschaft wurde gefördert vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.
Aufstellungsorte der Revolutionsstelen:
Alexanderplatz
Elisabethkirche
Atelier Bärbel Boley, Fehrbelliner Straße
Ständige Vertretung, Wolf Biermann
Kollwitzplatz
Sprachenkonvikt
Radio Glasnost
Roland Jahn, Görlitzer Straße
Gethsemanekirche
Zionskirche
Samariterkirche
Erlöserkirche
Bekenntniskirche
Haus des Rundfunks
Rathaus Schöneberg
SED-Zentralkomitee
Zentraler Runder Tisch
Haus der Demokratie
Stasi-Zentrale
Palast der Republik
Schloss Niederschönhausen
Vor Beginn einer Podiumsdiskussion, die aus Anlass einer umfangreichen Ausstellung stattfand, wurde die Revolutionsstele vor der Bekenntniskirche am 11. Dezember 2009 feierlich enthüllt.
Weiterführende Literatur: Orte der Friedlichen Revolution Berlin
von Martin Jander, Hrsg. Robert-Havemann-Gesellschaft, Berlin 2009, Preis: 5,00 Euro (ISBN 978-3-86711-087-7)

Plesser Straße

Die Plesser Strasse führt von der Kiefholz- zur Karl-Kunger-Straße.
Sie hat seit dem 
17.7.1912 diesen Namen
Namenserläuterung
Pleß, polnisch Pszczyna, Stadt in der Woiwodschaft Katowice, Oberschlesien, Polen. Einer slawischen Siedlung folgte vermutlich 1276 eine nach deutschem Recht gegründete Stadt. Sie wurde 1327 als civitas unter dem Namen Plesna erstmals, später als Plisschyr erwähnt. Das Gebiet gehörte seit 1177 zum Herzogtum Ratibor, bildete dann ein Teilherzogtum. 1742 kam es unter preußische Landeshoheit. Die Kreisstadt gehörte zur preußischen Provinz Oberschlesien, Regierungsbezirk Oppeln. Sie war bis 1922 preußisch und danach Kreisstadt im polnischen Oberschlesien. Im Ersten Weltkrieg war sie zeitweilig Sitz der deutschen Obersten Heeresleitung. Pleß verfügt heute über Maschinenindustrie und Holzverarbeitung. Es liegt an einem Eisenbahnknotenpunkt. Sehenswert sind das Schloß (1743-1767 erbaut, 1847 umgebaut, 1870-1874 neu gestaltet) sowie Barockhäuser aus dem 18./19. Jahrhundert. 1989 hatte Pleß 39 400 Einwohner.
Vorher Straße 44. Die Straßenbenennung nach der oberschlesischen Stadt Pleß soll erfolgt sein, da dies der Geburtsort von Georg Simon war, der die Anlage der Straße finanzierte

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Der Inhalt stammt von der Bekenntniskirche Berlin Treptow.